Uuups, an diesem Donnerstag (22.11.2018) ist schon Thanksgiving. Immer wenn Thanksgiving so früh ist, komme ich in Terminschwierigkeiten.
Der amerikanische Feiertag wird am vierten Donnerstag im November gefeiert. Da dieses Jahr der 1. November ein Donnerstag war, fällt Thanksgiving 2018 auf den 22. November.
Thanksgiving ist in den USA eigentich DER Feiertag. Manchmal glaube ich, dieser Tag ist als Famillienfest noch wichtiger als Weihnachten, das am 25. Dezember gefeiert wird. Schon Wochen vorher wird in den Büros und in der Familie diskutiert, wo und bei wem man Thanksgiving verbringt. Ähnlich der Diskussion hier um das Weihnachtsfest, wie man alle unter einen Hut bringt, ohne einen Teil der Familie vor den Kopf zu stoßen.
Früher in Florida ist es uns tatsächlich ein paar Mal passiert, dass wir an Thanksgiving vor verschlossenen Lokalen standen oder einmal, als auf die Schnapsidee kamen in die Everglades zu fahren, (fast) keine geöffnete Tankstelle mehr fanden. Es hat sich in den Städten inzwischen geändert, aber im Mittleren Westen habe ich noch meine Zweifel. Wir waren einmal zu Thanksgiving in New Orleans und dort war natürlich jedes Lokal gut besucht. Thanksgiving ist auch die Zeit der größten Staus und eines unheimlichen Reiseaufkommens.
Auf alle Fälle ist Thanksgiving des Fest des Schlemmens. Truthahn ist angesagt und ich erinnere mich noch gut, als wir vor vielen Jahren einen Truthahn bei Publix vorbestellten. Geduldig standen wir in der langen Schlange und endlich kamen wir an die Reihe. Welchen Truthahn wir denn wollten? Der 14-Pfünder sei ausverkauft, aber wir könnten noch einen 20-Pfünder haben? Wieviele Gäste wir denn erwarten würden – falls es mehr als zwanzig seien, wäre der 20-Pfünder gerade recht.
In Anbetracht der Tatsache, dass der größte jemals gewogende Truthahn 86 Pfund (rund 40 Kilo) auf die Waage brachte, stellten wir unsere Überlegung, zu zweit an Thanksgiving einenTruthahn zu braten in Frage. Der durchschnittliche Truthahn wiegt zwischen 14 bis 16 Pfund, das sind so um die 7 Kilogramm.
Uups.. Wir starrten die Verkäuferin an und begannen zu stammeln. Schließlich bestellten wir den „the smallest – if available“ – was sie zum Grinsen brachte. Endlich hatte sie Kunden gefunden, die den in ihren Augen mickrigen 12-Pfünder wollten. Ich will es nicht sagen, aber die Woche nach Thanksgiving hatten wir morgen, mittags und abends Truthahn auf dem Speiseplan stehen. Truthahn-Sandwiches, Salat mit Truthahn und schließlich ein „Truthahn-Gröstel“, was mich sehr an das bayerische Gröstel erinnerte.
Es ging uns wie den 88 Prozent aller Amerikaner, die an Thanksgiving einen der 46 Millionen Truthähne verspeisen. Auch der kleinste Truthahn war viel zu viel. Die meisten der Truthähne kommen aus Minnesota, dem Bundesstaat oben im Norden an der Grenze zu Kanada.
Auch das Weiße Haus bekommt alljährlich einen Truthahn geliefert, seit 1989 werden die Truthähne begnadigt und dürfen auf einem Bauernhof ihren Lebensabend verbringen. 2009 sorgte der damalige Präsident Barack Obama (44. Präsident der USA 2009-2017) für einige Aufregung, denn Truthahn Courage wäre fast im Topf gelandet, hätten nicht die Töchter Malia und Sasha Einspruch erhoben. Auch Amtsnachfolger Donald Trump schloss sich 2017 dieser Tradition an.
Nach der Schlacht um das Tier am großen Esstisch versammelt sich die Familie meist vor dem Fernseher, um gemeinsam Football zu sehen. Es gibt Zahlen, dass jeder Amerikaner an Thanksgiving kräftig zunimmt.