Kaum eine USA-Reise war bei mir so in der Überlegung und wurde dann so arbeitsintensiv, wie die Reise nach Las Vegas, NV zum diesjährigen IPW. Denn es war eine Reise in die USA während des Travel Ban, der aufgrund der Pandemie verhängt wurde.
Ende Juli 2021 entschied ich mich, trotz des seit April 2020 bestehenden Travel Bans für Europäer in die USA zu reisen. Ich beschloß, an einer großen Veranstaltung teilzunehmen, die noch 2019 mit 6.000 Teilnehmern abgehalten wurde. In Coronazeiten, keine leichte Entscheidung, denn es wurde internationale Teilnehmer aus 70 Ländern erwartet, darunter aus Südafrika, Indien, Festland China und Brasilien. Uups, das waren alle Coronavarianten auf einen Schlag.
Bürokratie im Vorfeld und virtuelle Meetings
Trotzdem beantragte ich Ende Juli mein Visum und bekam für Mitte August einen Interviewtermin. Nach gut zweieinhalb Stunden für das Ausfüllen des Visums am PC, war der Interviewtermin zeitlich gesehen ein Klacks. Ich legte alle Unterlagen für die Tagung vor und bekam schon nach wenigen Minuten die mündliche Auskunft, mein Visum sei „ok“.
Inzwischen gab es ein virtuelles Stelldichein mittels Zoom mit den anderen Teilnehmern der deutschen Delegation, wer und ob nach USA zu diesem Kongress fliegen würde. Gut die Hälfte äußerten große Bedenken und eine Frage war, die unbeantwortet blieb, was passiert mit uns, wenn wir vor dem Rückflug negativ auf Corona getestet werden und 14 Tage in Quarantäne müssen. Dieser Gedanke verfolgte mich später auf der Reise bis zum Rückflug aus San Francisco.
Es kamen neue bürokratische Hürden auf mich zu und die E-Mails zwischen dem Veranstalter und uns Teilnehmern flogen nur so hin und her. Die Einreise während des Travel Bans war nur mit einem NiE- einer sogenannten National Interest Exception möglich. Der Veranstalter setzte in den USA alle Hebel in Bewegung, damit alle Teilnehmer des IPW diese Ausnahmegenehmigung erhielten.
Mein Leben mit der „Ready-to-Go-App“
Ich buchte den Flug mit einer amerikanischen Airline und ab dem Moment der Ticketausstellung bestimmte die „Ready-to-Go-App“ der Airline mein Dasein. Mit meinem Buchungscode loggte ich mit in die App ein und hinterlegte alle gewünschten Unterlagen wie Visum und mehrfach meine deutsche Impfbescheinigung. Aber es kam kein grüner Haken für das „You are ready to fly“.
Trotz der zweifachen Impfung mit Moderna (nur mRNA-Impfstoffe werden akzeptiert) musste ich einen PCR-Test, nicht älter als 72 Stunden, in der App hochladen. Die Bestätigung des Testergebnisses musste auch die Passnummer enthalten. So fuhr ich wenige Tage vor meinem Flug an den Münchner Flughafen, um dort einen PCR-Test machen zu lassen. Es war ein komisches Gefühl, ohne Gepäck an den Flughafen zu fahren. Endlich hatte ich mein negatives Testergebnis, konnte es hochladen und – oh Wunder – am frühen Abend vor meinem Abflug hatte ich meinen grünen „Haken“ . Ganz ehrlich, ich habe erst dann zum Kofferpacken angefangen…
Strenge Coronabestimmungen auf derVeranstaltung
Ich blieb eine ganze Woche in Las Vegas und die große Messe, die früher über 6.000 Teilnehmer hatte, schrumpfte auf 2.600 Teilnehmer in diesem Jahr. Allerdings waren die Sicherheitsvorkehrungen sehr hoch. Jeder Teilnehmer musste vor Beginn der Messe einen PCR-Test, nicht älter als 72 Stunden oder einen Impfnachweis einreichen. Mich erreichte diese Aufforderung noch in der Nacht vor meinem Abflug am nächsten Morgen. Also noch schnell den Link geklickt und hochgeladen. Inzwischen hatte ich sämtliche Dokumente wie Impfnachweis, PCR-Test und Hotelbestätigung auf meinem Iphone gespeichert, denn laufend musste ich sie irgendwo hochladen.
Tägliche Kontrolle mit der Wärmebildkamera
Jeden Morgen wurden alle Teilnehmer mit einer großen Wärmebildkamera erfasst und jeder Teilnehmer bekam jeden Tag ein neues „Bändchen“. Doch am dritten Tag der Veranstaltung wurden drei Teilnehmer aus einem europäischen Nachbarland als corona-positiv erfasst und in Quarantäne geschickt. Und schon begann der Kopf zu rattern, hatte ich näheren Kontakt zu diesen Teilnehmern? Und wieder kreiste der Gedanke in meinem Kopf, was machst Du, wenn Du positiv getestet wirst? An den Wärmebildkameras gab es morgens kein Entkommen morgens…
Der Rückflug naht und die Fragen beginnen
Gegen Ende der Veranstaltung begann in unserer Gruppe die Diskussion, was brauchen wir für den Rückflug? Reicht die deutsche Impfbestätigung oder brauchen wir einen PCR-Test, bzw. Anti-Gentest wie es die App meiner Airline forderte. Eine polnische Teilnehmerin bat uns, den deutschen Text auf der Lufthansa-Homepage ins Englische zu übersetzen. Sie war sich unsicher, ob ihr Deutsch gut genug sei, aber es war keine Frage der Sprachkenntnisse, es war einfach sehr verwirrend erklärt, was für sie im Transit galt. Es wurde heftigst hin -und herdiskutiert und stundenlang bestimmte die App mein Leben. Immer wieder lud meine Impfbescheinigungen hoch, doch kein grüner Haken erschien. Das Ärgerlich war, dass man musste immer bis Mitternacht warten, bis die Daten überarbeitet wurden…
Schließlich rückte meine Abreise heranund ich hatte die Möglichkeit, entweder einen PCR-Test oder einen Anti-Gentest zu machen. Der PCR-Test wäre bequemer gewesen, denn diesen hätte ich bereits am Mittwoch ab 12:42 machen können, doch mit 250 US-Dollar deutlich teuer. Der Anti-Gentest durfte ich erst am Donnerstag ab 12:42 machen und dann musste das Ergebnis zuverlässig bis zum meinem Abflug am frühen nächsten Morgen vorliegen.
Schließlich wählte ich ein Labor aus, das in der neuen Resort World untergebracht war. Das Unglückliche war nur, dass mein Hotel gut eine Stunde zu Fuß und mit der Monorail entfernt lag. Inzwischen hatte ich alle Termine vom Donnerstag auf Mittwoch verlegt und so stand der Donnerstag ganz im Zeichen des Anti-Gentestes. Hätte mich das Ergebnis per E-Mail nicht bis 15 Uhr erreicht, hätte ich noch bis 17 Uhr Zeit gehabt, persönlich im Labor vorzusprechen.
Endlich kam das negative Ergebnis
Um 14:30 Uhr kam endlich die Nachricht, dass mein Ergebnis fertig ist und ich den Bericht auf der Webseite des Labors downloaden könne. Witzigerweise hatte ich das Labor bereits zu Hause im Rahmen einer intensiven Recherche für „PCR-Test“ Las Vegas gefunden. Noch nie habe ich soviel vorab im Internet recherchiert wie dieses Mal.
Und wie jedes Mal, wenn ich so ein Testergebnis abrufe, kommt immer die Schrecksekunde, wo steht das Wort „negativ“? Wo ist es denn…
Das negative Testergebnis und ein Rosé aus Kalifornien
Denn so nebenbei hatte ich schon mal geguckt, wo es denn günstige Motels gibt, denn in meinem schönen Aria Resort Hotel hätte ich mir keine 14-tägige Quarantäne leisten können. Denn trotz Travel Bans und teilweisen Lockdowns haben die Hotelpreise in Las Vegas schon wieder angezogen und sind meiner Meinung nach sogar noch höher als im Juli 2019, meinem letzten Aufenthalt in dieser verrückten, aber faszinierenden Stadt.
Ganz ehrlich, als ich das negative Testergebnis auf dem Bildschirm hatte, fiel eine große Anspannung von mir ab. Und ganz Las Vegas-Style habe ich mir danach sofort im nächsten Liquorstore eine schöne Flasche Rosé-Wein aus dem Nappa Valley gekauft und ganz entspannt genossen mit einen faszinierenden Blick auf eine Stadt, die niemals schläft.
Über das IPW
Das IPW ist die alljährliche Veranstaltung der U.S. Travel Accociation, den Einkäufern internationalen Reiseveranstalter aus 70 Ländern die Angebote des amerikanischen Tourismusmarktes näher zu bringen, bzw. zum Geschäftsabschluss zu bringen. In den letzten Jahren wurden Verträge mit einem Volumen von 5.5 Milliarden in US-Dollar auf dieser Messe abgeschlossen.
2019 fand die Veranstaltung mit rund 6.000 Teilnehmern in Anaheim, CA statt und die für April 2020 geplante Messe fiel dem Lockdown aufgrund des Coronavirus zum Opfer. Ich hatte zwar für April 2020 schon alles gebucht, aber meine Flüge und das Hotel stornierte sogar meine Hotelbuchung. Im Juni 2021 kam die Nachricht, dass die Veranstaltung im September 2021 in Las Vegas stattfinden wird.