Ohje, das ist gerade noch einmal gut gegangen. Frauchen war nur ganz kurz weg. Keine 20 Minuten. Aber lang genug für mich, die kleine Schachtel Pralinen in der Give-away-Tasche vom gestrigen Presseevent zu finden. Frauchen hat die Pralinen noch gar nicht gesehen. Und Herrli hat am Vorabend die Dose Erdnüsse – gesalzen, leicht geröstet und ohne Fett – an die Kante vom kleinen Marmortisch gestellt.
Da musste ich mich ganz schön anstrengen, diese Dose vom dem Tisch zu bekommen. Ich bin etwas zu klein, um bequem mit der Pfote auf den Tisch zu kommen. Also muss ich mich auf ein Bein stellen und dann kräftig strecken. Dann kann ich mit der Schnauze alles abräumen, was am Rand des Tisches steht. Die Pralinen von Frauli waren noch original verpackt, aber diese Papierbanderole war kein großes Hinderniss für mich. Als die Pralinen weg waren, habe ich mich doch nochmal mit der Erdnuss-Dose beschäftigt. Und siehe da, wenn man lange genug in den Deckel beißt und mit der Pfote kratzt, geht der Deckel auf.
Fraule war sehr sauer, als sie nach Hause kam und die leere Pralinenschachtel sowie die Erdnussdose sah. Gut 250 Gramm Erdnüsse und reichlich Schokolade, ich hatte ein dickes, volles Bauchi und habe mich erst mal unter den Tisch verzogen. Fraule machte richtig Hektik. Erst googelte sie im Internet wegen Erdnüssen, wie gefährlich Schokolade für mich ist, das wusste sie schon. Dann rief sie beim Tierarzt an und der meinte, wir beide sollen sofort kommen. Ging aber nicht, weil Herrli am anderen Ende der Stadt mit dem Auto unterwegs war. Und es war Freitag nachmittag und ganz München stand im Stau.
Auch die Taxizentrale war so überlastet, dass gleich das Band antwortete, man solle doch später anrufen. Zu warten hatte Fraule keine Zeit, denn die Schokolade wandert so langsam in meinen Darm und dort wird das für mich giftige Theobromin freigesetzt. Theobromin ist ein Wirkstoff der Kakaobohne und je dunkler die Schokolade ist, umso mehr Theobromin ist enthalten. Nun konnte Frauli nicht abschätzen, wie dunkel die handgemachten Pralinen waren, aber sie ging davon aus, dass sie sehr dunkel und vermutlich auch köstlich waren.
Schließlich erreichte sie über den Taxistand in der Nähe einen Fahrer, der aber gar nicht begeistert war, mich mitzunehmen. Wir mussten vorne im Fond sitzen, ich unten im Fußraum. Das hasse ich ja so. Frauli hatte ein dickes Handtuch dabei, für den Fall, dass es mir schlecht wird. Wurde mir aber nicht, dafür aber warm und ich hechele wie verrückt. Frauli beruhigte den Fahrer immer, dass es mir gut gehe, doch sie fürchtete bei jeder Kurve, dass ich meinen Mageninhalt von mir gebe.
Schließich hatten wir auch das Freitagnachmittag-Stau überwunden und standen wir vor der Tierklinik. Fraule hatte die Klinik schon verständigt, dass wir kommen und freudig rannte ich zur Türe rein. Dann sah ich das Behandlungszimmer, roch den üblichen Tierarzt-Geruch und wußte es schlagartig: Hier will ich nicht bleiben. Ich will zurück, ich will hier weg. Doch keine Chance, direkt auf mich zu kam eine Frau in einem weißen Kittel. Es gab keine Chance zu flüchten.
Da habe ich erst mal Zirkus gemacht und bin nicht auf die Waage gegangen, bis Fraule dann etwas bestimmter wurde. Naja, 8,1 Kilo ist doch ein tolles Gewicht für mich und ich denke Frauli will mich loben. Stattdessen hielt sie mich ganz fest und schon piekste mich dieser weiße Kittel. Wie ich das hasse…
Dann wurden alle ganz ruhig und sahen mich an. Auf einmal wurde mir schlecht, aber wie. Es hat mir richtig die Füßchen weggezogen. So was von schlecht. Und kurze Zeit später kamen Schokolade und Nüsse wieder raus. Es ging mir dann noch eine Zeit richtig schlecht, bis schließlich auch das Frühstück auf dem Boden lag. Alle wischten und putzen um mich rum, aber mir war nur schlecht und ich musste mich hinlegen. Schließlich zitterte ich am ganzen Körper vor lauter Aufregung und Schlechtsein. Und dann kam der weiße Kittel und hat mich gestreichelt. Ich wollte ihr auch das Bauchi hinhalten, war dazu aber zu schwach.
Insgesamt habe ich fast 600 Gramm erbrochen, also jede Menge Erdnüsse, Schokolade und leider auch mein gutes Frühstück. Ganz schön viel für meinen kleinen Magen meinte der weiße Kittel und war verwundert, was ich so alles in meinem Magen reinpacken kann. Naja, am Abend bekam ich dann etwas Hühnchen mit Reis gekocht. Hühnchen esse ich ja für meine Leben gern – so wurde es doch noch ein schöner Start in das Wochenende. Für mich zumindest.